Seit mehreren Jahrhunderten wird das Maibrauchtum im Rheinland, so auch besonders im Kreis Düren, gepflegt. Die ältesten Maigesellschaften gehen auf das achtzehnte Jahrhundert zurück und sorgen dafür, dass diese Tradition auch in der heutigen Zeit seinen Bestand hat. So wird auch in Jüngersdorf bereits seit mehreren Generationen eine Maiversteigerung durchgeführt, ein prächtiger Maibaum aufgestellt und Maifest gefeiert. Jedoch ist dies zwischenzeitlich durch Umstände wie die Wirren des Ersten und Zweiten Weltkrieges zum Erliegen gekommen. In ihrer heutigen Form wurde unsere Maigesellschaft im Jahr 1980 wiedergegründet. Wir sind dazu übergegangen, diese Jahreszahl in unserem Vereinsnamen zu tragen. Mitglied der Maigesellschaft können alle Junggesellen des Dorfes ab dem 16. Lebensjahr werden. Im Vordergrund unseres Handelns stehen die Brauchtumspflege, der Zusammenhalt unserer Mitglieder sowie das Ein- bringen in das Dorfleben durch den Besuch und das Mitausrichten diverser Veranstaltungen in Jüngersdorf (zum Beispiel St. Martins-Zug, Weihnachtsbaumverkauf etc.)
Das älteste uns vorliegende Schriftstück der Maigesellschaft Jüngersdorf ist eine Chronik aus dem Jahr 1948, also kurz nach Ende des 2. Weltkriegs, verfasst von Franz Lothmann und Konrad Gasper. Darin wird geschildert, wie die Vorbereitungen auf den Monat Mai getroffen und welche Aktivitäten durchgeführt wurden. Es wird von dem 28. Jahr nach der Wiedergründung (1919) gesprochen, dem ersten Jahr nach Ende des Ersten Weltkrieges. Auch wird erwähnt, dass in Jüngersdorf bereits zum Ende des 19. Jahrhunderts, also in den 1880er und 1890er Jahren, eine Maigesellschaft Bestand hatte. „Was du ererbt von deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen.“ Mit diesem Zitat beginnt die Chronik und es wird weiterhin beschrieben, dass eine Versteigerung der unverheirateten, weiblichen Personen des Dorfes in der Nacht auf den 01. Mai durchgeführt wurde, wie es bereits ihre Väter und Großväter pflegten. Eine Wertbestimmung der zu versteigernden Maibräute wurde durch die äußeren Vorzüge, Eigenschaften und der Mitgift herbeigeführt, daher sei es Ehrensache, dass die Versteigerung auch nur innerhalb der Junggesellen des Dorfes stattfand. Heute sind sämtliche Junggesellen sowie andere Maigesellschaften zu unserer Versteigerung, welche bereits am letzten Märzwochenende stattfindet, herzlich willkommen.
Im Anschluss zogen die Junggesellen, wie auch heutzutage noch, los, um ihrer ersteigerten Maibraut eine bunt geschmückte Birke zu stecken und die Maipaare auszurufen. Damit wollten sie dieser ihre Zuneigung ausdrücken. Die Maikönigin bekam eine besonders große, prächtige Fichte. Am darauf folgenden Sonntag veranstaltete man einen großen Festumzug mit Pferdekutschen durch das Dorf sowie den Königsball. Dies wird heutzutage noch immer so durchgeführt, das Maifest erstreckt sich jedoch über das komplette erste Maiwochenende. Durch das Ersteigern seiner Maibraut erwarb der Junggeselle das Recht, mit dieser im Monat Mai auszugehen und mit ihr in der Öffentlichkeit zu sprechen. Für das Einhalten der Vorschriften sollte die Maipolizei, die sogenannten „Mairemmel“, sorgen.
Zudem veranstaltete man einen Abschlussball zum Ende des Monats Mai, welcher das Ende der Feierlichkeiten darstellte. Seit 1919 fanden alle Veranstaltungen rund um den Mai jedes Jahr in Jüngersdorf statt, bis auf die Zeit des Krieges, während dieser mussten die Junggesellen dem Militär dienen. Im Jahr 1948 wurde die Maiversteigerung im Sägewerk Reinartz durchgeführt. Zwei Tage vor der Mainacht holte man zwei Fichten für den Dorfplatz und die noch unbekannte Maikönigin sowie 47 Birken aus dem Wald und schmückte diese am nächsten Tag mit hunderten von Rosen, die man aus Papier fertigte. Am Abend vor der Mainacht stellte man den Dorfmaibaum auf, ehe es zur Versteigerung der Maibräute ging. Konrad Porschen ersteigerte für 218 RM als Höchstbietender kurz nach Mitternacht Klarissa Lothmann und gleichzeitig das Amt des Maikönigs. Somit begann offiziell das 29. Jahr der Maigesellschaft Jüngersdorf seit 1919. Den Königsball richtete man am Abend des 09. Mai 1948 im Saal Sieger in Langerwehe aus, zuvor veranstaltete man einen prächtigen Festzug mit fünf Kutschen. Da man der rivalisierenden Maigesellschaft aus Langerwehe, deren Maifest am Sonntag zuvor wortwörtlich ins Wasser fiel, ein Schnippchen schlagen wollte, gab man sich besonders viel Mühe und stellte 60 Meter Schwünge her. Natürlich dienten die Maifeierlichkeiten in der Nachkriegszeit als Ablenkung der alltäglichen Sorgen und man suchte Geselligkeit. So findet heutzutage unser Maifest nicht mehr in einem Saal, sondern in einem großen, bunt geschmückten Festzelt statt.